
Zinsrechnung
Veröffentlicht am 21. Mai 2012 | Von Michael Dröttboom | Leave a response
Bei der Zinsrechnung geht es darum, wie sich ein angelegtes oder geliehenes Kapital durch die Zinsen verändert. Im ersten Abschnitt werden Jahreszinsen berechnet, darauf folgend wird auch auf die Berechnung mit Zinseszinsen eingegangen.
Jahreszinsen
Die Berechnung der Zinsen für ein ganzes Jahr erfolgt mit Hilfe der Formel
Dabei sind die Zinsen,
das Kapital und
der Zinssatz. Betrachtet man die Möglichkeit, dass eine Geldsumme nicht ein ganzes Jahr angelegt wird, sondern nur den Teil eines Jahres, dann ändert sich die Berechnung der Zinsen dadurch, dass die Dauer der Verzinsung berücksichtigt wird. Die Formeln für die Berechnung der Zinsen für
Tage beziehungsweise
Monate sind
Dabei ist zu beachten, dass in der Zinsrechnung ein Jahr aus 12 Monaten zu je 30 Tagen besteht – dies bedeutet, dass zum Beispiel auch der Februar in dieser Rechnung 30 Tage hat. Ist beispielsweise ein Kapital von 1.000 € vom 3.2.2011 bis zum 5.7.2011 mit zu verzinsen, dann müssen wir zuerst die Anzahl der Tage vom 3.2. bis 5.7. berechnen. Dies sind 5 Monate und 2 Tage, also 152 Tage. Es ergeben sich für die Zinsen
.
Zinseszinsen
Zinseszinsen ergeben sich, wenn ein Kapital länger als ein Jahr angelegt wird. Wir bezeichnen im folgenden mit mit dem Kapital nach dem
-ten Jahr.
ist also das Kapital nach dem dritten Jahr.
Wenn ein Kapital mit dem Zinssatz
verzinst wird, hat man nach Ablauf eines Jahres ein Kapital von
. Dabei bezeichnet man
als Wachstumsfaktor, während der Zins
auch als Wachstumsrate bezeichnet wird. Die Wachstumsrate besagt, wie viel zu dem Kapital dazu kommt – die Zinsen – der Wachstumsfaktor gibt an, auf welche Höhe ein Kapital wächst. Betrachten wir ein Beispiel. Ein Kapital
von 100 € wird mit einem Zinssatz von
verzinst. Die Wachstumsrate ist also
– man bekommt
des Kapitals dazu. Der Wachstumsfaktor ist
, da das Kapital auf
€ steigt.
Das Kapital, das am Ende des ersten Jahres entstanden ist, wird erneut angelegt. Nach Ablauf eines weiteren Jahres ergibt sich als Endkapital. Dieses Kapital kann man wiederum anlegen und erhält für das Ende des dritten Jahres
und allgemein nach
Jahren ein Kapital von
(1)
Zinseszinsen bedeutet, dass auf die Zinsen, die man in früheren Jahren bekommen und auf dem Konto belassen hat, ebenfalls Zinsen gezahlt werden.
Ein Vergleich mit der Formel für Exponentialfunktionen zeigt, dass es sich bei dieser Formel um eine Exponentialfunktion handelt.
Betrachten wir einige Beispiele.
Nehmen wir an, wir haben ein Kapital, dass zu 10\% Zinsen festgelegt ist. Wir betrachten einerseits eine Wertetabelle und andererseits eine Grafik, um den Effekt der Zinseszinsen zu erkennen.
Jahr | Kapital mit Zinseszinsen | Kapital ohne Zinseszinsen | Zinseszinsen |
0 | 100 | 100 | 0 |
1 | 110 | 110 | 0 |
2 | 121 | 120 | 1 |
3 | 133,10 | 130 | 3,10 |
4 | 146,41 | 140 | 6,41 |
5 | 161,05 | 150 | 11,05 |
6 | 177,16 | 160 | 17,16 |
7 | 194,88 | 170 | 24,88 |
8 | 214,37 | 180 | 34,37 |
9 | 235,81 | 190 | 45,81 |
10 | 259,39 | 200 | 59,39 |
11 | 285,33 | 210 | 75,33 |
12 | 313,86 | 220 | 93,86 |
13 | 346,25 | 230 | 115,25 |
14 | 380,88 | 240 | 140,88 |
15 | 418,97 | 250 | 168,97 |
16 | 460,87 | 260 | 200,87 |
17 | 506,96 | 270 | 236,96 |
18 | 557,66 | 280 | 277,66 |
19 | 613,43 | 290 | 323,42 |
20 | 674,77 | 300 | 374,77 |
Wie wir sehen können, nehmen die Zinseszinsen mit jedem Jahr zu und jedes Jahr wird der Zuwachs stärker. Dies können wir auch der Abbildung unten entnehmen. Dort ist die Gerade die Entwicklung des Kapitals ohne Zinseszinsen und der obere Graph die Entwicklung des Kapitals mit Zinseszinsen. Die beiden Graphen laufen immer weiter auseinander, je größer die Zahl der Jahre wird. Der eingezeichnete Strich verdeutlicht die Höhe der Zinseszinsen nach 15 Jahren.
Es soll das Endkapital ausgerechnet werden, dass sich aus einem Anfangskapital von 1.000 € bei einer Verzinsung von 7% nach 5 Jahren ergibt. Es ist €.
Bei der Frage nach dem Zinssatz, der dazu führt, dass ein Kapital von € bei einer Laufzeit von 10 Jahren auf
€ wächst, muss die obige Formel umgestellt werden:
Um die Laufzeit zu berechnen, die ein Kapital von 1.000 € braucht, um sich bei einem Zinssatz von zu verdoppeln, benötigt man den Logarithmus:
In dem Beispiel ergibt sich Jahre.
Unterjährige Verzinsung
Von unterjähriger Verzinsung wird gesprochen, wenn es in einem Jahr mehrere Zinstermine gibt. Dabei wird der Zinssatz entsprechend dem Zeitraum angepasst. Bei einem nominalen Zinssatz von und einer vierteljährlichen Verzinsung beträgt die Verzinsung für jede Periode
. Allgemein gilt für das Endkapital nach
Jahren bei
Verzinsungszeitpunkten im Jahr:
Da innerhalb eines Jahres Zinseszinseffekte auftreten, ist der effektive Jahreszins – das ist der Zins, der sich bei einmaliger Verzinsung ergäbe – höher als der nominale Zins. Er kann aus der Bedinung
errechnet werden. Diese Bedingung besagt, dass ein Zinssatz gesucht wird, der bei einmaliger Verzinsung im Jahr zum selben Endkapital führt, wie die Verzinsung mit dem nominalen Zinssatz bei unterjähriger Verzinsung. Auflösen dieser Gleichung führt zu
Lässt man die Anzahl der unterjährigen Verzinsungstermine gegen unendlich gehen, ergibt sich für den Wachstumsfaktor die Eulersche Zahl.
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